Selfleadership – Klarheit finden, wenn alles unklar ist

Wenn wir von beruflicher Neuorientierung sprechen, klingt das oft groß, mutig und voller Visionen. Ganz ehrlich? Bei mir war das damals überhaupt nicht so. Ich saß eher da und dachte: „Ich habe keine Ahnung, wohin es gehen soll.“ Was ich allerdings genau wusste – es muss sich was ändern.
Mein Start war ziemlich banal: Ich habe Listen geschrieben. Ja, richtig gelesen – keine komplizierten Mindmaps, keine fancy Tools. Einfach eine Liste mit:

  • Dingen, die mir im Arbeitalltag Freude machen, die mir leicht von der Hand gehen, wo ich kaum „Anlauf“ brauche (z. B. mit Kunden sprechen, Pläne aufstellen und austüfteln, mit Teams Themen erarbeite, etc.).

  • Dingen, die ich absolut nicht mehr will, weil sie mir keinen Spaß machen oder ich gefühlte Tage brauche, um mit der Tätigkeit anzufangen (die Liste war am Ende doch nicht ganz so lang wie es meine Stimmung in dem Moment suggeriert hätte).


Mit diesen Listen bin ich dann losgezogen, habe mir Stellenanzeigen angeschaut – und mich plötzlich in Beratungsprofilen wiedergefunden. Obwohl ich eigentlich dachte: „Beratung? Niemals!“ Am Ende bin ich dort gelandet – und habe unglaublich viel gelernt.

Und genau darum geht es beim Selfleadership: Manchmal beginnt es nicht mit einem großen Masterplan, sondern mit einem simplen Schritt, der überraschend neue Türen öffnet.

Was Selfleadership bedeutet
Selfleadership heißt, die eigene Richtung nicht im Autopilot-Modus dem Leben zu überlassen, sondern bewusst zu sagen:
Was macht mir Freude?
Was ist für mich ein No-Go?
Welche Glaubenssätze halten mich klein – und welche darf ich loslassen?

Das ist kein Selbstoptimierungsprogramm. Sondern eher ein ehrliches Hinschauen: Wo stehe ich, was will ich, was nicht?
Gerade für Frauen – und ganz besonders für Mütter – ist das ein Gamechanger. Denn zwischen Schulbrotdosen und Projektpräsentationen bleibt oft kein Raum, um die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Selfleadership schafft diesen Raum.

Meine Lieblings-Tools aus dem Coaching

Hier ein paar Methoden, die ich im Coaching (und für mich selbst) immer wieder nutze:
1. Listen schreiben
Klingt simpel, ist aber Gold wert. Pro-/Kontralisten sortieren Gedanken. Alles mal raus aus dem Kopf und schwarz auf weiß sehen – schon wird’s klarer. Danach gegebenenfalls noch clustern und auf einmal wird so vieles klarer.
2. Systemische Fragen
Fragen wie: „Was würdest du tun, wenn du nicht wegen des Geldes arbeitest? Mit was würdest du dich am liebsten beschäftigen? Wobei vergeht die Zeit wie im Flug für dich?“ bringen dich direkt an den Kern und öffnen Ressourcen.
3. Mentoren-Technik
Frag dich: „Was würde meine Mentorin / mein Vorbild mir raten?“ – erstaunlich, welche Antworten in dir selbst stecken (und wie gut du unter Umständen deine/n MentorIn kennst).
4. Arbeit mit Antreibern und innerem Team
Manchmal sitzt die kleine Perfektionistin im Kopf und sagt: „Mach’s 120 %!“ – während die Abenteurerin schreit: „Lass uns Neues ausprobieren!“ Das innere Team sichtbar zu machen, ist unglaublich befreiend und fördert so manch Erstaunliches zu Tage!

Typische Stolpersteine (und wie du drüberkommst)
Viele meiner Klientinnen bringen eine große Portion Selbstzweifel mit. Glaubenssätze wie:
• „Ich bin nicht gut genug.“
• „Andere können das viel besser.“
• „Ich darf nicht zu viel wollen.“
Das Spannende: Diese Glaubenssätze stammen oft aus der Kindheit oder aus Erfahrungen, die uns geprägt haben – aber sie sind nicht die Wahrheit.
Im Coaching geht es darum, diese alten Geschichten zu hinterfragen und neue, stärkende Glaubenssätze zu entwickeln. Damit der nächste berufliche Schritt nicht von Angst, sondern von Klarheit getragen ist.

Mini-Übung für dich
Wenn du gerade an einer Weggabelung stehst, probier Folgendes:
1. Nimm dir ein Blatt Papier und teile es in zwei Spalten.
• Links: Dinge, die dir Energie geben.
• Rechts: Dinge, die dir Energie rauben.
2. Lies dir deine Listen laut vor.
3. Frag dich: „Wie könnte ein Job aussehen, der mehr von links und weniger von rechts enthält?“
So banal das klingt – diese Übung ist oft der erste Schritt zu erstaunlicher Klarheit.

Selfleadership + Coaching = dein Turbo
Natürlich kannst du vieles allein reflektieren. Aber Coaching ist der Ort, wo du deine blinden Flecken erkennst, neue Perspektiven bekommst und mutige Entscheidungen triffst.
Viele meiner Klientinnen sagen nach einer Session: „Eigentlich wusste ich das schon – ich habe es mir nur nie erlaubt.“ Genau da beginnt Selfleadership: bei der Erlaubnis, den eigenen Weg zu gehen.

Mein Fazit
Selfleadership ist keine Raketenwissenschaft. Es beginnt mit banalen Listen, ehrlichem Hinschauen und der Bereitschaft, alte Glaubenssätze loszulassen. Und manchmal führt es dich an Orte, von denen du dachtest: „Da gehe ich niemals hin!“ – und genau dort lernst du am meisten.
Wenn du gerade spürst, dass sich bei dir etwas verändern darf: Lass uns reden. Vielleicht ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, um dein eigenes Selfleadership-Abenteuer zu starten.

Denn Selfleadership heißt nicht, alles im Griff zu haben. Es heißt, dich selbst ernst zu nehmen – auch wenn du noch keine Ahnung hast, wohin die Reise geht.

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